Unsere Reise nach Norwegen 2014

Autor: Peter Maruhn
Ziel: Liset Feriecenter, Larsnes, Sande

Am 03. Mai 2014 wollte ich morgens um 10:00 Uhr den gebuchten Anhänger abholen. Der stand aber erst ab Nachmittags zur Verfügung. Geht ja gut los: Noch einmal von Hagen nach Iserlohn um den Hänger zu holen…

Nachmittags mit dem Anhänger nach Hause – der ist aber ein ganzes Stück höher als geplant. Das Nachmessen bringt 2,08m – die Fähren sind nur für 2m gebucht. Telefonische Nachfrage bei der Gesellschaft bringt Zusatzkosten wegen der Überhöhe. Dafür parken wir dann zwischen den LKW mit Platz zum Aussteigen und kommen auch vor allen anderen PKW wieder von der Fähre runter. Das bedeutet eine erheblich kürzere Wartezeit beim Zoll in Oslo.

Am Montag, 05. Mai um 5:30 Uhr geht es los. Anhänger dran, 4 Mann in den PKW und Start nach Norden. Draußen ist es kalt, um 5°C und leichter Nieselregen hält und lange vom ersten Halt für das Frühstück ab. Erst kurz vor Bremen ist das Wetter endlich etwas besser und wir legen unseren ersten Halt zum gemeinsamen Frühstück ein. Ankunft in Kiel um 12:00 Uhr.

Perfekt durchgekommen!

Erst mal zur Tankstelle und dann in den Supermarkt, den wir letztes Jahr entdeckt hatten. Hier decken wir uns mit Getränken für die Überfahrt ein und nehmen den letzten deutschen Kaffee beim Bäcker.

Einchecken bei der Color Line ist wie immer problemlos und perfekt organisiert. Dieses Mal fahren wir mit der „Fantasy“. Auch diese Fähre ist wie ein kleines Kreuzfahrtschiff. Nach dem mitgebrachten Abendessen in der Kabine gehen wir zum Showprogramm ins Kabarett.

Die Show ist kostenlos und einfach klasse…

Nach dem Frühstücksbuffet gehts zum Auto – wir sind nach 19 Stunden Überfahrt in Oslo.

Das Wetter ist lausig – Kalt und regnerisch. Die Wetterkarte für die nächste Woche kündigt Regen mit Windstärken bis 4 an…

Der ausnahmsweise deutsch sprechende Zöllner fragt nur: „Wie viele Kästen Bier haben Sie dabei?“ Meine Antwort: „Gar keine, wir haben nur Dosen!“ zeigt, dass Beamte nichts annehmen dürfen – nicht mal Humor…

Als ich Ihm erkläre, wir haben 3 Dosen Bier a 5 Liter und eine Flasche Rum dabei und Ihm anbiete, es zu zeigen, winkt er uns doch durch.

Die Strecke führt uns dieses Mal über die E6 vorbei an Lillehammer Richtung Nordwest. Unser Ziel liegt bei Alesund. Von Oslo aus geht es immer weiter aufwärts bis wir die Baumgrenze endgültig hinter uns lassen. Den ersten Schneemann 2014 (siehe Foto!) gebaut und weiter durch bis zu 3m hohen Schnee. Gut, dass die Straßen frei sind. 500m neben der Straße sieht man nur den spitzen Giebel eines Ferienhauses aus dem Schnee ragen – und ich fahre mit 235er Sommerreifen…

Mitten im Schnee rein in den Tunnel und dann direkt in den Nächsten. Nach 17km Abwärts durch den Berg landen wir auf ca. 600m über dem Meer. Die Straße führt steil in Serpentinen weiter bergab. Nach weiteren 200km, die relativ unspektakulär verlaufen, kommen wir in Larsnes an. Etwa einen Kilometer hinter dem Fähranleger soll die Ferienanlage sein – aber hier ist nichts! Ich lese grade noch einmal die Wegbeschreibung als ein Auto neben uns hält.

Ich steige aus um den Fahrer nach dem Weg zu fragen und sehe den Aufkleber auf der Tür „Liset Feriecenter“. Unser Hauswirt hat uns erwartet und führt uns zu den Ferienhäusern. Böse Falle – hier gibt es 2 Fähranleger, hinter dem 2. stehen die 5 Häuser der Anlage.

Unser Hauswirt Egil Ose zeigt uns kurz das Haus und die 2 gebuchten Boote, dann lässt er uns allein. 20:00 Uhr – Endlich da! Auspacken, Abendessen, dann noch ein kurzes Gespräch mit den Nachbarn. Die 3 Kollegen aus Ingolstadt sind schon 4 Tage da ohne einen Fisch gefangen zu haben. Sie möchten sich uns anschließen, weil Sie weder Echolot noch Kartenplotter haben. Wir haben beides dabei, weil wir wussten, dass es nichts zu mieten gibt.

Am Mittwoch morgen werden die Ruten zusammen gebaut – um 11:00 Uhr ist auflaufendes Wasser, da wollen wir raus in den Fjord. Das Panorama von der Terrasse ist unbeschreiblich. Hinter uns der Berg von 680m vor uns der Fjord mit 2,5km Breite. Gegenüber schneebedeckte Berge von 980m links und 1055m rechts, Wasserfälle zwischen den Felsen und das Meer wartet.

Runter ins Boot und raus aus dem Hafen. 500m weit vor dem Hafen der erste Hotspot. 70m tief mit einer Erhebung auf 44m. Das Echolot zeigt Fisch! Ruten raus und Seelachs von 40-50cm auf Anhieb. Die Beifänger sind regelmäßig voll. Auch unsere Kollegen aus Bayern fangen zum ersten Mal Ihre Fische. Als die Kiste halb voll ist, entscheide ich mich, die nächste Stelle anzufahren, weil die Küchengröße auf Dauer zu viel Arbeit macht.

Die nächste Stelle bringt mir einen Leng von 70cm. Aber alle weiteren Stellen bleiben ohne Biss! Gegen 15:00Uhr fahren wir zurück, versorgen den Fisch und Essen zu Mittag. Dann fahren wir wieder raus. Dieses Mal quer über den Fjord an den Eingang des gegenüber liegenden Sackfjords. Hier fangen wir einige Seelachse bis 80cm. Schon besser… Unser 2. Boot fährt auf eine ausgedehnte Sandbank und fängt dort die gleiche Größe. Unser Ergebnis am 1. Abend kann sich schon sehen lassen – etwa 10kg Filet.

Tag 2: Das Meer liegt wie Blei! Keine Welle auf dem Wasser, die Berge spiegeln sich – Postkartenbild. Aber die Ausfahrt bringt nur 3-4 Fische – zu wenig Drift.

Tag 3: Wieder keine Bewegung im Wasser. Wir fahren weiter Richtung Fjordausgang. Dort sind einige viel versprechende Untiefen zu finden. Aber dort befindet sich nur der Kindergarten so dass wir beschließen, den Nachmittag zum Brotbacken zu nutzen und den nächsten Tag aufs offene Meer rauszufahren. Das sind etwa 20km, daher erst die Spritkanister an der Tankstelle voll machen.

Tag 4: Raus zum Fjordausgang. Direkt hinter dem Schutz der hohen Berge türmen sich die Wellen auf bis zu 80cm Höhe auf. Nach kurzem Versuch, einen geschützten Platz zu erreichen, kehren wir um. Die Boote sind dafür zu klein!

Der Versuch in der Nähe der Fischfarm bringt einen Seeteufel von 25cm und einen mittleren Dorsch in Boot 2. Wir versuchen es erneut am Eingang des Sackfjords mit mäßigem Erfolg. Das Angeln ist hier bisher einfach enttäuschend. Alle Hotspots ohne Fisch…

Abends ein Gespräch mit den neuen Gästen aus Haus 3, die zum 12. Mal hier sind. „Die Fische stehen am Rand der Sandbank, beißen aber nur bei ablaufendem Wasser!“

Tag 5: Etwas merkwürdig, warum fahren die Kollegen bei einsetzender Flut raus?

Hinterher und selbst probieren. Den Rand der Sandbank fahren Sie tatsächlich an und angeln nur mit leichtem Material und einem 150g Pilker. Wir testen es mit 220g Pilker + Beifänger.

Siehe da – die großen Seelachse beißen beim Ablassen oder beim schnellen Einholen in 50-70m Tiefe. Endlich richtig Fisch aber nur auf die roten Beifänger. Den silbernen Pilker gegen RotGelb getauscht und 4 Seelachse auf einmal.

Nach 3 Stunden fahren wir wieder zum Hafen – 2 Boote zusammen eine volle 150-Liter Fischkiste. Nach dem Mittagessen (heute mal um 15:00 Uhr) fahren wir wieder raus. Die Kollegen von Haus 3 kommen rein: 2 volle Fischkisten mit großen Seelachsen.

Nach 3 weiteren Stunden haben wir genug: Die Fischkiste ist wieder voll.

Tag 6: Wind hat eingesetzt und drückt uns mit 2,5km/h über den Fjord. Die Richtung stimmt und wir haben nach 3 Stunden die Fischkisten wieder voll. Die Größe ist beeindruckend: In die 150-Liter Kiste passen nur 14 Fische !!! Mittlerweile setzen wir unter 50cm zurück…

Nachmittags wieder raus an unseren Hotspot. Aber der Wind hat gedreht – hoher Seegang und kein Angeln möglich. Aber wir haben für heute genug gefangen…

Tag 7: Der Wind bläst immer noch – wir machen uns einen ruhigen Vormittag mit Skatspielen und Lesen. Nach dem Mittagessen backe ich das 5. Brot. Der Wind hat gedreht und wir könnten raus aber das blöde Brot ist noch im Ofen. Alles fertig machen, Floatinganzug an und Geräte ins Boot. Zurück zum Haus, Brot raus und ab gehts…

Wieder an der Sandbank beißen die ersten Seelachse in Größen ab 80cm. Plötzlich ein merkwürdiger Biss. Der Fisch zieht heftig und lässt sich dann ziehen wie ein Driftsack, einfach nur schwer… Was ist das??? Nach 5min habe ich den ersten Heilbutt meines Lebens an der Oberfläche: 40cm lang. Bevor ich mich entscheiden kann, wie ich den lande, schlägt er einmal heftig und hakt sich ab. Ich hätte ihn eh schwimmen lassen, aber gern in der Hand hätte ich ihn schon gehabt!

Nach 3h sind die Fischkisten in beiden Booten voll und wir fahren zurück. Während Adrian und ich die Fische versorgen sind schon die Bratkartoffeln mit Speck fertig und der Grill heiß. Nach einem leckeren Essen mit Bratwurst vom Holzkohlegrill besprechen wir die weitere Vorgehensweise: Wir haben genug gefangen und unsere Kühlbox ist voll mit Filet für zu Hause. Morgen wollen wir nur noch gezielt auf den einen ganz großen Fisch angeln…

Tag 8: Es ist 5:30 Uhr und ich kann nicht mehr schlafen. Hell ist es schon seit einer Stunde. Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe nach dem Wetter. Sehr tief hängende Wolken, leichter Wind. Ich gehe unter die Dusche und koche Kaffee fürs Frühstück. Aufstehen war für 7:00Uhr angesetzt. Gegen 7:00 tauchen die Kollegen nach und nach auch auf. Der Wind ist stärker geworden! Nach dem Frühstück bläst der Wind mit min. Stärke 5 und es regnet Bindfäden. Da es unser letzter Angeltag ist, beschließen wir, die Angeln aus den Booten zu holen und in Ruhe Gerätepflege zu machen. In einer kurzen Regenpause gehe ich mit Jürgen zu den Booten, reinige Sie kurz mit dem Schrubber (der Regen hat alles gut eingeweicht) und hole die letzten Geräte zum Haus. In den nächsten 3 Stunden werden Angeln demontiert, Ruten und Rollen gereinigt und alles wieder bruchsicher verstaut.

Unseren Anhänger fahren wir direkt vor die Eingangstür zum packen. Mittlerweile ist der Wind so stark, dass wir den Anhänger trotz Bremse mit den Keilen sichern müssen.

Morgen um 6:30Uhr müssen wir nach Hause. Hoffentlich bessert sich das Wetter…

Abfahrt:

Freitag morgen, wir müssen los. Die letzten Taschen kommen in den Hänger, der gefangene Fisch wird verpackt und die Kisten abgeklebt und dann gehts los. Es regnet nur noch ganz leicht, kein Wind!

Mit Anlauf zieht der voll beladene Wagen den schweren Anhänger den kurzen, steilen Schotterweg hoch. Kein Rutschen – da habe ich mir umsonst Sorgen gemacht.

Der Rückweg läuft ohne jede Störung. 2 1/2 Stunden vor Abfahrt der Fähre stehen wir am Terminal. Einchecken klapp ohne Probleme aber das Beladen ist bei der Stena Line immer wieder ein Abenteuer. Ob die wirklich einen Plan dabei haben wissen nur Sie selbst…

Nach einem letzten Bier in der Bar und einigen Filmaufnahmen vom Auslaufen geht es in die Koje. Der Weg ist noch weit…

Mitten in der Nacht, die Uhr zeigt 2:00, geht ein kräftiger metallischen Schlag durch das ganze Schiff. Die Sirene ist weit weg zu hören! Wir erwarten die Durchsage, dass die Passagiere das Schiff verlassen müssen aber zum Glück bleibt das aus. Das Schiff fährt normal weiter aber der Seegang ist nun viel stärker zu spüren als vorher. Sollte die Fähre bei einer Kollision einen Stabilisator verloren haben? Die Frage bleibt wohl unbeantwortet.

Nur die Tatsache, dass wir unser Ziel eine Stunde früher erreicht haben, spricht dafür, dass man für eine Reparatur Zeit gewinnen wollte. (Wer nachforschen möchte: 16.auf 17.05.2014, Stena Saga, Oslo nach Kiel)

Ab Dänemark kommen wir von einigen Staus abgesehen relativ ereignislos zurück nach Hause. Aber wir fahren bestimmt bald wieder hin…